Werke von Johann Sebastian Bach
Motetten: Jesu, meine Freude BWV 227, Fürchte dich nicht BWV 228
Kantate: Nach dir Herr, verlanget mich BWV 150
Orgelwerke
Mirjam Striegel, Berit Griebenow, Sopran; Johanna Rademacher, Alt
Elias Winzeler, Tenor; Jan Philip Dolci, Bass
Collegium Vocale zu Franziskanern
Cappella Francescana
Sonoko Asabuki, Claudio Rado, Violinen
Luise Hage, Cello
Andrew Burn, Fagott
Freddie James, Orgel
Ulrike Grosch, Leitung
Johann Sebastian Bachs Motetten gehören zum Kernrepertoire der Chormusik - und das völlig zu recht. Die Musik zieht uns von den ersten Tönen an in ihren Bann, und auch ihre Texte sprechen uns heute noch unmittelbar an. «Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst ... »,« ... dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu, meine Freude»: Wen liesse das kalt?
Kompositorisch sind die beiden Motetten sehr verschieden. «Fürchte dich nicht» beginnt als Zwiesprache zweier Chöre, die einander diesen tröstenden Text geradewegs zurufen. Daran schliesst sich eine kunstvolle Fuge an, in die der Choral «Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden» als Cantus firmus eingearbeitet ist. «Jesu, meine Freude» hingegen besteht aus vielen kürzeren Sätzen. Variantenreiche Strophen des titelgebenden Kirchenliedes und unterschiedlich besetzte Einschübe wechseln sich ab. Inhaltliche und musikalische Kontraste stellen einzelne Gedanken einander gegenüber, die symmetrische Anordnung der Sätze sorgt wiederum für Struktur und Zusammenhang.
Gemeinsam ist beiden Motetten, dass es über ihre Entstehung einiges Rätselraten gab. Erst in jüngster Zeit sind von der Forschung schlüssige Erklärungen vorgelegt worden: Es gilt heute als sicher, dass die Anlässe zu ihrer Komposition sehr persönlicher Natur waren, der Tod von Bachs erster Frau Maria Barbara bei «Fürchte dich nicht», der Tod des Thomas-Schülers Gottfried Grosse bei «Jesu, meine Freude».
Eine aufwendige Forschungsgeschichte gibt es auch für die Kantate «Nach dir, Herr, verlanget mich». Sie stammt wohl von 1708 und gilt als die früheste Bachkantate überhaupt. Affektbetont und rhetorisch noch ganz in der musikalischen Sprache Dietrich Buxtehudes gehalten, von dem sich Bach als Zwanzigjähriger wichtige Anregungen holte, bestanden lange Zeit grosse Zweifel, ob dieses Werk überhaupt von Bach stammt. Den entscheidenden Hinweis brachte vor einigen Jahren die Analyse des Textes, vielmehr der Zeilenanfänge: Die Anfangsbuchstaben der Sätze 3, 5 und 7 ergeben «Doctor Conrad Meckbach» aus Mühlhausen, der Johann Sebastian Bach mit Erfolg für die Neubesetzung der Organistenstelle St. Blasii vorgeschlagen hatte.