Collegium Vocale zu Franziskanern Luzern
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- Neues Uferland –

Vorschau auf das Herbstprojekt des Collegium Vocale zu Franziskanern

 

Millionen Menschen leben zur Zeit fern von ihrem Zuhause – weil sie flüchten mussten, vor Hunger, Krieg und Verfolgung. Heimatverlust geht meist einher mit schweren persönlichen Krisen, Existenzängsten und materiellem Verlust, nicht selten auch mit dem Verlust von Angehörigen. Leiden, für die es keine einfachen Lösungen gibt und Trost schwer zu finden ist.

 

Jedes individuelle Schicksal ist einmalig, und doch ist es Teil einer kollektiven Erfahrung, die es seit Menschengedenken gibt. Das Collegium Vocale zu Franziskanern Luzern bringt in seinem Herbstprogramm Chorwerke zusammen, in denen sich Komponisten aus Renaissance, Romantik und Moderne mit der Heimatlosigkeit auseinandersetzen. Die Klage um das Verlorene steht im Mittelpunkt. Aber immer wieder dringt auch die Sehnsucht nach einer anderen Heimat durch, nach, wie es in Arnold Schönbergs „Dreimal tausend Jahre“ heisst, einem „neuen Uferland“. Diesen Titel trägt auch das Programm als Ganzes.


Arnold Schönberg

Ein biblischer Text hat dabei immer wieder als Imaginationsraum gedient: der berühmte Psalm 130, „An den Wassern von Babylon sassen wir und weinten“. Das Volk Israel schmachtet in babylonischer Gefangenschaft und ersehnt die Rückkehr zum Tempel in Jerusalem. In dieser Szenerie haben sich viele wiedergefunden: Schon Palestrina und Victoria haben diesen Text vertont, aber auch – in den 1920er Jahren – der spätromantische deutsche Komponist Kurt Thomas. In dieser Tradition ist auch Robert Schumann zu sehen, der mit seinen „Vier doppelchörigen Gesängen“ das Verlorensein des Menschen auf Erden und die Sehnsucht nach einem besseren Jenseits besingt.

 

Ein besonders starkes Echo hat die Thematik der Heimatlosigkeit jedoch bei jüdischen Komponisten hervorgebracht, von denen vier in unserem Programm stehen. Der Israeli Tzvi Avni macht mit dem kongenial vertonten Haiku „Wind von Westen“ kulturübergreifend den Anfang. Später erklingen hebräische und jiddische Chöre für Frauen-, Männer- und gemischte Besetzung von Victor Ullmann, der, von den Nationalsozialisten verfolgt, 1944 in Theresienstadt ums Leben kam. Arnold Schönbergs hymnisch-utopisches Werk „Dreimal tausend Jahre“ lässt die Hoffnung auf eines sicheres eigenes Land durchdringen. Gustav Mahler schliesslich sieht sich in „Um Mitternacht“, einem seiner fünf Rückert-Lieder, in tiefer Verlassenheit, um erst ganz am Ende auf göttliche Hilfe zu vertrauen.

 

Das Konzertprogramm verbindet die Chorwerke mit thematisch passender Orgelmusik: Freddie James, Hauptorganist an der Luzerner Franziskanerkirche, spielt Stücke von Ernst Krenek und Paul Hindemith, die beide im US-amerikanischen Exil lebten und selbst von Heimatverlust betroffen waren.

 

 

Konzertdaten:

22. Oktober, 19:30 Franziskanerkirche Luzern

23. Oktober, 17:00 Johanneskirche Zürich West

29. Oktober, 19:30 Französische Kirche Bern

 

Collegium Vocale Zu Franziskanern

Frederick James, Orgel

Ulrike Grosch, Leitung

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